Die Aventinus-Medaille

Seit 1968 verleiht der Verband bayerischer Geschichtsvereine die »Johannes-Thurmair-Aventin-Medaille«, kurz »Aventinus-Medaille«, an Persönlichkeiten, die sich um die historische Forschung und Volksbildung in Bayern verdient gemacht haben.

Die Verleihung findet in der Regel beim Festakt anlässlich des in zweijährigem Abstand abgehaltenen »Bayerischen Heimattages«, der gemeinsamen Veranstaltung des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, des Bundes Naturschutz in Bayern und des Verbandes der bayerischen Geschichtsvereine, statt.

Benannt ist die Ehrenmedaille nach dem »Vater der bayerischen Geschichtsschreibung« Johannes Thurmair aus Abensberg, genannt Aventinus, und erinnert damit an Leben und Werk dieses bedeutenden bayerischen Humanisten.

Mit dieser Medaille will der Verband Dank und Anerkennung denjenigen aussprechen, die in stiller, oft unspektakulärer Arbeit und meist über Jahrzehnte hinweg ihrer Stadt, ihrer Region oder dem Land Bayern dienen. Mit dieser festlichen Verleihung fällt auch das Licht der Öffentlichkeit auf die ebenso kontinuierliche wie unverzichtbare Leistung der historischen Vereine, von denen immerhin 217 im Verband bayerischer Geschichtsvereine zusammengeschlossen sind.

Forschung und Vermittlung sind ihr Anliegen, als Lobbyisten für Geschichtsbewusstsein und als das historische Gewissen ihrer jeweiligen Region mischen sie sich ein.

Wie viele unserer Kultureinrichtungen sind die historischen Vereine Kinder der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, Produkte einer fruchtbaren Bürgerkultur, derer wir uns keineswegs zu schämen brauchen.

Ohne dieses bildungsbürgerliche Engagement sähen unsere regionalen Kultur­landschaften sehr viel bescheidener aus, wäre es um die Regional- und Lokalkultur unseres Landes und das historische Bewusstsein seiner Bürger weitaus schlechter bestellt, wären die »mental maps« der Menschen weniger reichhaltig.

Diese Vereine engagierter Privatleute sind damit auch längst, meist ohne es selbst zu wissen, ein besonders stabiler und zuverlässiger Teil einer von ehrenamtlich Engagierten getragenen Bürgergesellschaft, die inzwischen immer häufiger als Garant für ein künftiges Europa beschworen wird, das auf Bürgernähe und Partizipation aufbaut.

Im Wettbewerb um die Köpfe und Herzen der Menschen wird es durchaus entscheidend sein, ob wir ein »Europa von unten« an unseren Schulen vermitteln können, in dem Heimat, Region und Land ihren Stellenwert behalten, in dem Dialekte, Hauslandschaften und Brauchtumspflege noch als förderungswürdig gelten, ob an unseren Universitäten Landesgeschichte und Volkskunde einen an­gemessenen Platz behalten, nicht nur als geduldete Nischenfächer, ob die Länder im Rahmen ihrer Kulturhoheit den Rundfunk auch weiterhin als Kulturinstitution organisieren können oder ob die marktgängige Sichtweise der EU die Oberhand gewinnen wird.

Vor allem der Geschichtsunterricht mit landes- und regionalgeschichtlichen Zugängen, mit Museumsbesuchen, Archiv-Erfahrungen und dem erlebnisreichen Besuch von historischen Stätten ist nicht überflüssig geworden, obwohl dies in den vergangenen Jahren nicht mehr Gemeingut in der bayerischen Politik war.

Auch die Denkmalpflege und die Erhaltung der Kulturlandschaft gehören für die historischen Vereine zum Kernbereich eines Kulturstaates, eine Selbstverständlichkeit, die in den vergangenen Jahren durchaus in Frage gestellt wurde.

Zu hoffen bleibt, dass die Woge der un- und antihistorischen Irrungen eines aufgeregten ökonomischen Zeitgeistes allmählich abebbt und das Land wieder die ruhigeren Gewässer von ernster Bildung und geistiger Nachhaltigkeit erleben kann.

Die beispielgebenden Leistungen Einzelner, die mit Tatkraft und Mut Vorbild geworden sind und dafür die Auszeichnung des Verbandes erhalten, geben dazu einen entscheidenden Ansporn.

 

Mit der Medaille ausgezeichnet wurden bisher:

1968 in Straubing: Stadtarchivrat i. R. Albert Aschl, Rosenheim; Univ.-Prof. Dr. Karl Bosl, München;Prof. Dr. C Fischer, Kulmbach; Oberstudienrat i.R. Dr. Josef Keim, Straubing; Univ.-Prof. Dr. Max Spindler München 

1969 in Coburg: Univ.-Prof. Dr. Gerhard Pfeiffer, Erlangen 

1975 in Dillingen: Archivdirektor a.D. Dr. Sebastian Hiereth, Landshut (beschlossen bereits 1970)

1975 in Abensberg aus Anlass des 500. Geburtstages des Geschichtsschreibers Johannes Aventinus: Ministerialdirektor im Finanzministerium Prof. Dr. Otto Barbarino, München; Stadtarchivdirektor Dr. Friedrich Blendinger, Augsburg; Bistumsarchivdirektor Dr. Peter von Bomhard, Prien; Stadtarchivdirektor Dr. Richard Dertsch, Kaufbeuren; Staatsbankdirektor Dr. Artur Model, München; Hochschulprofessor Dr. Josef Oswald, Passau; Fürstl. Archivdirektor Prof. Dr. Max Piendl, Regensburg; Staatsarchivdirektor Dr. Otto Puchner, Nürnberg; Stadtarchivdirektor Dr. Michael Schattenhofer, München; Staatsarchivdirektor Dr. Heribert Sturm, Amberg 

1985 in Kulmbach: Kreisheimatpfleger und Kulturreferent Hans Stößlein, Kulmbach 

1989 in Nördlingen: Bezirksheimatpfleger Dr. Hans Bleibrunner, Landshut 

1991 in Passau: Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Roth, Bamberg 

1993 in Kitzingen: Univ.-Prof. Dr. Alfred Wendehorst, Erlangen

Dr. Helmut Wolf

1995 in Amberg: Stadtheimatpfleger Otto Schmidt, Amberg; Museumsleiter Dr. Helmut Wolf, Theuern (verst. 2020 - Nachruf)

1997 in Bamberg: Stadtheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Guth, Bamberg 

2001 in Freising: Univ.-Prof. Dr. Hubert Glaser, Hohenbachern bei Freising 

2003 in Lindau: Univ.-Prof. Dr. Pankraz Fried, Augsburg; Reinhold Böhm, Vorsitzender des Geschichtsvereins Alt-Füssen, Füssen

2005 in Straubing: Studiendirektor und Stadtheimatpfleger Alfons Huber, Straubing; Kreisarchäologe Dr. Karl Schmotz, Deggendorf 

2006 anlässlich der 150-Jahrfeier des Historischen Vereins Landsberg am Lech: Studiendirektor i.R. Klaus Münzer, Landsberg 

2006 im Rahmen der 100-Jahr-Feier des Verbandes in München: Richter am OLG Dr. h.c. Lothar Friedrich Braun, Bamberg; Museumsdirektor Prof. Dr. Hans Frei, Augsburg; Studiendirektor Dr. Ernst-Günter Krenig, Würzburg; Studiendirektor Dr. Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein, München; Univ.-Prof. Dr. Alois Schmid, München 

2009 in Neumarkt/Opf.: Archivdirektor Dr. Martin Dallmeier, Regensburg 

2011 in Bad Steben: Longin Mößlein, Gerolzhofen 

2013 in Dinkelsbühl: Dr. Michael Diefenbacher, Nürnberg 

2015 in Laufen: Hans Roth, Laufen, LaudatioSalzfass 11/2015Einladung Festakt

2017 in Dillingen: Kreisheimatpfleger Peter Staniczek, Vohenstrauß 

2018 in Niederalteich: Studiendirektor i.R. Johannes Molitor, Deggendorf

2022 in Rothenburg ob der Tauber: Ehrenvorsitzender Prof. Dr. Manfred Treml, Rosenheim - Laudatio