Erika Ransch
Verband bayerischer Geschichtsvereine e.V.
Verleihung der Ehrennadel am 25. Juli 2014
an Frau Erika Rahnsch
Die Ehrennadel, die der Verband im Jahre 2008 eingeführt hat, wird an langjährige Mitglieder historischer Vereine verliehen, die verantwortungsvoll in Vorstand oder Beirat mitgewirkt haben und sich um ihren Verein in besonderem Maße verdient gemacht haben.
Ich freue mich sehr, dass ich als Vorsitzender des Verbandes, dem etwa 230 Vereine, Institute und Kommissionen angehören, mit Frau Rahnsch eine ganz besondere Persönlichkeit auszeichnen darf, die mit ihrem Wirken eindrucksvoll bestätigt, wie sehr gerade die Vertriebenen Bayern kulturell bereichert haben.
Ihre Jugendjahre waren vom Krieg und der harten Erfahrung der Vertreibung belastet. Und auch der Neuanfang in Bayern 1947 war kein Zuckerschlecken. 1952 heiratete sie den Architekten Horst Rahnsch, der gesellschaftlich und politisch höchst aktiv war. Sie selbst startete ihr eigenes Engagement erst nach Beendigung der intensivsten Familienphase, nachdem die drei Söhne „aus dem Gröbsten heraus waren“, wie man so landläufig sagt.
Wie sie aber nun für ihre Stadt Waldkraiburg, die ihr und ihrer Familie Lebensmittelpunkt und Heimat geworden ist, ehrenamtlich tätig geworden ist, spricht für ihren ausgeprägten, weit über das übliche Maß hinausreichenden Bürgersinn.
Diese neugegründete „Flüchtlingsstadt“, eine von fünf in Bayern, hatte ja auch ihre Wurzeln, in den Erinnerungen der Menschen und in den Dingen, die sie mitgebracht und als Zeugnisse bewahrt hatten.
Und genau dort setzte sie zurecht an. 1980 übernahm sie die Betreuung des Heimatarchivs der nordböhmischen Kreise Böhmisch-Leipa, Haida und Dauba, das immerhin rund 50 Regalmeter Dokumente, Bücher u.a.m. umfasst.
Wenige Jahre später wirkte sie bei der Gründung des „Vereins zur Sammlung und Bewahrung des Kulturgutes der Vertriebenen in Waldkraiburg“, des heutigen „Fördervereins Stadtmuseum Waldkraiburg e.V.“ mit. Sie gehörte 25 Jahre lang der Vorstandschaft an und war vor allem als Geschäftsführerin an vorderster Front tätig.
Seit September 2003 leitete sie außerdem die Waldkraiburger Heimatgruppe Oberland-Niederland.
Auch als Autorin hat sie sich betätigt, mit Beiträgen in der heimatgeschichtlichen Schriftenreihe „Unser Waldkraiburg“, an Ausstellungen des Stadtmuseums und Stadtarchivs wirkte sie beratend mit und insbesondere betreute sie Führungen im Waldkraiburger Glasmuseum.
Auch als Zeitzeugin hat sie wichtige Spuren hinterlassen, wie ich persönlich auch als aus meiner Zeit im Haus der Bayerischen Geschichte weiß, wo Frau Rahnsch in Verbindung mit der Wanderausstellung „In Bayern angekommen“ eine wichtige Ansprechpartnerin war.
So ist aus diesem jahrzehntelangen Engagement eine echte Erfolgsgeschichte geworden, die einmal mehr bestätigt, dass ein langer Atem in Kulturdingen doch von Nutzen ist.
Sie haben, liebe Frau Rahnsch, mit ihrem historischen Sinn der Vergangenheit einen würdigen Platz in der Geschichte dieser jungen Stadt geschaffen und dienen mit dieser sehr konkreten Erinnerungsleistung unmittelbar der Gegenwart von Waldkraiburg.
Durch Sie hat diese Stadt ein unverwechselbares historisches Profil bekommen, ein Gesicht, das uns dieses Gemeinwesen und seine Menschen besser verstehen lässt.
Dafür haben Sie zurecht eine Reihe von Ehrungen erhalten.
Und nun darf auch ich Sie namens des Verbands bayerischer Geschichtsvereine für diese langjährige
und höchst erfolgreiche Tätigkeit mit unserer Ehrennadel auszeichnen.
Der Verband dankt Ihnen damit für dieses herausragende bürgerschaftliche Engagement, das der Jugend als Vorbild dienen kann.
Dieser Bürgersinn, wie Sie ihn über Jahrzehnte bewiesen haben, ist Garant für ein lebendiges regionales Geschichtsbewusstseins und belegt zugleich, dass auch die historischen Vereine durchaus zukunftsfähig sind.
Meinen herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Sie.
Prof. Dr. Manfred Treml
Austraße 18
83022 Rosenheim